Das Bakteriengenom






Lerneinheit 3:
Umsetzung von Gen- in Proteinsequenzen



Tätigkeit:
In Einheit 2 haben Sie sich mit Verteilungsmustern auf einer Genkarte befasst. Jetzt werden wir Befunde über die DNA-Sequenz nutzen und mit ihrer Hilfe die Sequenz eines Peptids vorhersagen.

Jedes Gen ist auf der Genkarte mit einem Pfeil und einer Nummer gekennzeichnet:

Wird es angeklickt, öffnet sich ein Fenster mit der vollständigen DNA-Sequenz des Gens und der daraus abgeleiteten Aminosäuresequenz des Peptids, das es codiert.

1. Probieren Sie es aus. Gehen Sie zur Genkarte für Mycoplasma genitalium und klicken Sie auf das Gen Nummer 042. Daraufhin sollte sich ein neues Fenster mit dem Titel „Dokumentation MG042“öffnen, und Sie sollten folgende Nucleotidsequenz sehen:

ttgaacgaacattctttaattgaaattgaaggtttgaacaagacctttgatgatggttat
gtttctataagagacattagcctaaatattaaaaaaggcgaatttattactattttaggc
ccttctggttgtggtaaaactaccctgttgaggttattagctggatttgaagatcctact
tatggcaagatcaaagttaatggtattgacattaaagacatggcaatccataagcgtcct
tttgcgacagtttttcaagactatgctttattttcccatctaactgtttataaaaacatt
gcttatggtctgaaggtaatgtgaacaaagttagatgaaattccaaaacttgtaagtgat
tatcaaaagcaacttgctcttaagcatttaaagctagaaagaaaaatagagcagttacaa
aaaaacaattctaatgctcaaagaataaagaaattaaaggaaaaattacaaaaactttta
gaaattaacaaacaaaaagttattgagtttgaaaataaagaaaaactacgtagagaagat
atttacaagaatttagagcaattaacaaaagaatgggatctactttctcaaaagaaacta
aaagaagttgaacaacaaaaacaagcaattgataaaagttttgaaaaagtagagaataaa
tacaaaaaagatccttggttttttcaacacagtgaaatacgtttaaaacaatatcagaag
aaaaaaactgagttgaaagctgatattaaagcaacaaagaacaaagaacaaatccaaaaa
ttaactaaagaacttcaaaccttaaaacaaaaatacgctaataaaaaagcaattgacaaa
gagtatgacaaattagttgtagcttacaataagaaagactattgaacttcttattgagaa
acatacacacttcaacaaaaagaagcttttgaaaaacgttatctttcaagaaaactaact
aaagctgaacaaaataaaaaagttagtgatgttattgaaatggttggtttaaaaggtaaa
gaagatcgtttgcctgatgaattatcagggggaatgaaacaaagagttgctttagcacgt
tctttagtagtagaacctgaaattcttttattagatgaaccattatctgcacttgatgca
aaggttagaaagaatttacaaaaagaattacaacagattcataaaaaaagtggattgact
tttatcttagtaactcatgatcaagaagaggctttagttttatcagatcggatagtggtt
atgaatgagggaaacatcttacaagttggtaatcctgttgatatttatgactctcctaag
actgaatgaattgctaatttcattggtcaagctaacatctttaaaggtacttatttagga
gaaaaaaagattcagttacagagtggtgaaatcattcaaactgatgttgataataactat
gttgtaggtaagcaatataagatcttaattcgtcctgaagactttgatcttgttcctgaa
aataaaggtttttttaatgttcgtgttattgataaaaactacaaaggattgctttgaaag
ataaccacacaattaaaagataacactattgttgatttggagagtgttaatgaagttgat
gtaaataagacctttggtgttttatttgatcctatagatgttcatttaatggaagtt

Diese Sequenz besteht aus sämtlichen Nucleotiden, die ein Peptid codieren, in diesem Fall das „Spermidin-/Putrescintransport-ATP-bindende Protein“. Identifiziert wurde es aufgrund seiner Ähnlichkeit mit einem Gen des gut untersuchten Darmbakteriums Escherichia coli. Das Peptid gehört zu einem Komplex von Membranproteinen, die Spermidin- und Putrescinmoleküle gegen ein Konzentrationsgefälle transportieren und deshalb ATP benötigen. (Der Name „Putrescin“ leitet sich übrigens von putrid ab, dem englischen Wort für „stinkend“.) Das Putrescin dient in der Zelle zum Transport von Aminogruppen, die beim Abbau von Proteinen entstehen, und riecht so unangenehm wie kaum eine andere Verbindung. Es ähnelt stark einem anderen Protein namens "Cadaverin"“ - woher dieser Name kommt und wie das Protein riecht, können Sie sich sicher vorstellen!)

Die tatsächliche Aminosäuresequenz können sie anhand des genetischen Codes in der folgenden Tabelle ableiten:

Welches sind die ersten vier Aminosäuren? ____________________

Wenn Sie sich bei der Antwort nicht sicher sind, klicken Sie hier..

Dreibuchstabige Abkürzungen wie Ala-Thr-Ser... erinnern zwar an die Namen der Aminosären, sind aber umständlich, wenn man lange Aminosäuresequenzen aufschreiben will. In wissenschaftlichen Veröffentlichungen werden deshalb häufig Abkürzungen aus nur einem Buchstaben verwendet. Dafür gilt folgende Tabelle:

Wie lauten die einbuchstabigen Abkürzungen für die ersten vier Aminosäuren des Peptids, das vom Gen MG042 codiert wird?_____________

Beachten Sie, dass; die Dokumentation MG042 die vollständige, der DNA-Sequenz entsprechende Peptidsequenz aufführt:

LNEHSLIEIEGLNKTFDDGYVSIRDISLNIKKGEFITILGPSGCGKTTLLRLLAGFEDPT
YGKIKVNGIDIKDMAIHKRPFATVFQDYALFSHLTVYKNIAYGLKVMWTKLDEIPKLVSD
YQKQLALKHLKLERKIEQLQKNNSNAQRIKKLKEKLQKLLEINKQKVIEFENKEKLRRED
IYKNLEQLTKEWDLLSQKKLKEVEQQKQAIDKSFEKVENKYKKDPWFFQHSEIRLKQYQK
KKTELKADIKATKNKEQIQKLTKELQTLKQKYANKKAIDKEYDKLVVAYNKKDYWTSYWE
TYTLQQKEAFEKRYLSRKLTKAEQNKKVSDVIEMVGLKGKEDRLPDELSGGMKQRVALAR
SLVVEPEILLLDEPLSALDAKVRKNLQKELQQIHKKSGLTFILVTHDQEEALVLSDRIVV
MNEGNILQVGNPVDIYDSPKTEWIANFIGQANIFKGTYLGEKKIQLQSGEIIQTDVDNNY
VVGKQYKILIRPEDFDLVPENKGFFNVRVIDKNYKGLLWKITTQLKDNTIVDLESVNEVD
VNKTFGVLFDPIDVHLMEV

Wie lauten die vollständigen Namen der letzten vier Aminosäuren in dem Protein?

__________, ____________, ____________, _____________

2. Beschäftigen Sie sich mit vier beliebigen Genen aus der Genkarte von Mycoplasma genitalium und klicken Sie dazu auf die zugehörigen Pfeile. Benennen Sie mit den einbuchstabigen Abkürzungen die fünf ersten und die fünf letzten Aminosäuren des Peptids, das von dem jeweiligen Gen codiert wird. Nennen Sie außerdem die ersten und die letzten drei Basen.

Gen Nr. ____erste fünf Aminosäuren: ________ erste drei Basen: ____
            letzte fünf Aminosäuren: ________ letzte drei Basen: ____
Gen Nr. ____ erste fünf Aminosäuren: ________erste drei Basen: ____
            letzte fünf Aminosäuren: ________ letzte drei Basen: ____
Gen Nr. ____erste fünf Aminosäuren: ________ erste drei Basen: ____
            letzte fünf Aminosäuren: ________  letzte drei Basen: ____
Gen Nr. ____ erste fünf Aminosäuren: ________ erste drei Basen: ____
            letzte fünf Aminosäuren: ________ letzte drei Basen: ____
Gen Nr.____ erste fünf Aminosäuren: ________ erste drei Basen: ____
             letzte fünf Aminosäuren: ________ letzte drei Basen: ____

Jetzt prüfen Sie, ob Sie in Ihren Befunden irgendwelche Regelmäßigkeiten finden.

     Gibt es Ähnlichkeiten in den Aminosäuren am Anfang der Peptide? ______
    Wenn ja, wie sehen sie aus? ____________

     Gibt es Ähnlichkeiten in den Aminosäuren am Ende der Peptide? ______
    Wenn ja, wie sehen sie aus?____________

     Ist das erste Codon immer ein Startcodon? _____

     Ist das letzte aufgeführte Codon ein Stopcodon? _____
    Wenn nicht, erläutern Sie die Gründe. __________________________

     Stellen Sie eine Hypothese über die erste Aminosäure von Peptiden auf!______________________________________________

Jetzt überprüfen Sie Ihre Hypothese an den Genen MG001 und MG099 (Klicken Sie dazu auf die Genkarte von Mycoplasma genitalium).

     Sprechen die Beobachtungen für Ihre Hypothese? _______

     Wenn nicht: Sollte die Hypothese nach Ihrer Ansicht verworfen oder abgewandelt werden? ___________
    Erläutern Sie, warum: _______________________________________________

3. Bisher haben wir uns nur die DNA-Sequenzen angesehen, die Informationen für den Aufbau von Peptiden enthalten. Nehmen wir nun einmal an, wir wollten uns das Umfeld eines DNA-Abschnitts außerhalb des Start- und Stopcodons ansehen. Gibt es dazu eine Möglichkeit?

Ja: Hier ist das gesamte Genom gespeichert, und wir können uns jeden beliebigen Teil davon ansehen. Aber denken Sie daran: Die gesamte Sequenz besteht aus 580070 Basen. Damit Sie sich eine Vorstellung davon machen können, was für eine gewaltige Datenmenge das ist, betrachten Sie den folgenden Abschnitt:

ttgaacgaacattctttaattgaaattgaaggtttgaacaagacctttgatgatggttat

Diese Sequenz besteht aus genau 60 Basen, das heißt, das gesamte Genom wäre 580070/60 = 9668 derartige Zeilen lang! Wenn Sie möchten, können Sie sich weiter mit der Sequenz befassen und dazu die gesamte Sequenz ansehen. Die Datei braucht einige Zeit zum Laden, und deshalb lohnt sich die Mühe vielleicht nicht. In der folgenden Übung werden wir kleine Stücke davon betrachten.

Rufen wir einmal einen kleinen Teil der DNA-Rohsequenz aus der TIGR Seite für Einzelpositionen und Abschnitte ab. Die Basen sind von 1 bis 580 070 durchnummeriert. Zunächst suchen wir den Anfang des Gens MG042, von dem zuvor bereits die Rede war. Wir müssen der Datenbank mitteilen, dass wir die DNA-Sequenz zwischen zwei von uns ausgewählten Positionen abrufen möchten, und aus der Dokumentation für MG042 wissen wir, dass das Gen an der Position 49841 beginnt. Geben wir die Positionen 49821 und 49861 ein, so finden wir jeweils 20 Basen beiderseits des Startcodons. Achten Sie darauf, dass Sie die unten aufgeführten Einstellungen genau übernehmen, und drücken Sie dann auf "Abschicken"(Submit).






Jetzt müssten Sie eine DNA-Sequenz von etwa 40 Basen sehen. Erscheint etwas anderes auf Ihrem Bildschirm, haben Sie den Knopf "Abrufen von Sequenzabschnitten" nicht richtig eingestellt. Überprüfen Sie an dem obigen Schema, ob Ihre Einstellungen damit übereinstimmen, und probieren Sie es dann noch einmal.

Schreiben Sie hier Ihre abgerufene DNA-Sequenz auf:

_____________________________________________________

Vergleichen Sie jetzt diesen Abschnitt mit der Sequenz am Anfang des Gens MG042, den Sie oben in Schritt 1 herausgesucht hatten:

5'-ttgaacgaacattctttaatt-3'......
Sie sollten dann in der Lage sein, die sogenannte Startsequenz zu finden, die zum Genanfang passt.

Die letzte Base des Gens MG042 befindet sich in der Position 51517. Suchen Sie mit Hilfe der Seite für Einzelpositionen und Sequenzabschnitte die DNA-Sequenz auf, die sich beiderseits dieser Endposition zehn oder zwanzig Basen weit erstreckt.

Schreiben Sie diese Nucleotidsequenz hier auf:
____________________________________

Jetzt vergleichen Sie sie mit dem codierenden DNA-Abschnitt des Gens MG042:

.....5'-atttgatcctatagatgttcatttaatggaagtt-3'
     Welche Aminosäure legt das letzte Codon des Gens MG042 fest? ______

     Wie lautet das nächste Codon in der DNA? _____

     Handelt es sich um ein Stopcodon? ____ (Sehen Sie in der Tabelle mit dem genetischen Code nach.)

4. Wir müssen jetzt kurz innehalten und uns etwas genauer mit dem Begriff des Gens befassen. In dieser Datenbank werden Peptide und die zugehörigen DNA-Sequenzen, die sie codieren, mit Nummern (001,002 usw.) bezeichnet. In unserem Beispiel ist MG042 als die DNA-Sequenz definiert, die ein bestimmtes Peptid codiert. Vermutlich ist Ihnen aber bereits aufgefallen, dass in der Dokumentation für MG042 kein Stopcodon aufgeführt ist; es besteht aus den nächsten drei Basen. Können wir demnach MG042 als Gen bezeichnen, oder ist es etwas anderes?

In der Legende zur Dokumentation für MG042 heißt es: "Ende 5 und Ende 3 sind die Koordinaten des offenen Leserastern im Genom von M. genitalium." Was ist ein offenes Leseraster, und was hat es mit dem Gen zu tun?

Ein offenes Leseraster (open reading frame, ORF) ist definiert als ein Startcodon (ATG), gefolgt an irgendeiner Stelle von einem Stopcodon in dem gleichen Leseraster. Die folgende Sequenz ist demnach ein ORF:

atgxxxyyyzzztag... (wobei xxxyyyzzz beliebige Basen repräsentiert)

Die Ribosomen lesen, beginnend beim Startcodon, eine Basen-Dreiergruppe nach der anderen ab: atg, xxx, yyy, zzz, tag = stop.

Die folgende Sequenz dagegen ist kein offenes Leseraster, obwohl sie ebenfalls die Buchstaben atg und tag enthält:

atgxxxyyyzzzztag...

Liest man hier Dreiergruppen ab, trifft man nicht auf ein Stopcodon: xxx, yyy, zzz, zat, g...

Welche der folgenden Sequenzen enthalten ein ORF? (Ein Tip: Suchen Sie vom 5’-Ende aus nach dem ersten Startcodon. Zählen Sie dann jeweils drei Basen ab und achten Sie auf Stopcodons.)

  1. ____ ...5'-atgcgatcaaatattttaagtctcagggcgatacttgata-3'...
  2. ____ ...5'-atcacgtaatggggtattatgttttgaaagatagcatcgct-3'...
  3. ____ ...5'-cttatatgttgatatcacgtaatggctgatcgaaccttttt-3'...
ORFs sind nützlich, wenn man voraussagen will, ob codierende Bereiche vorkommen. Die meisten Peptide, die man im Genom von M. genitalium entdeckte, fand man mit Computerprogrammen, die nach offenen Leserasters suchen - ganz ähnlich, wie Sie es gerade getan haben. Hat man ein ORF aufgespürt, kann der Computer daraus die Aminosäuresequenz ableiten und sie mit anderen, bereits bekannten Sequenzen im Hinblick auf Ähnlichkeiten vergleichen.

Die Definition eines Gens ist komplizierter. Wie Sie bereits wissen, muss die DNA zunächst in RNA transkribiert werden, bevor ihre Information in ein Peptid umgesetzt werden kann. Das RNA-Transkript enthält beiderseits des offenen Leserasters noch Basensequenzen, die nicht in Peptidsequenzen umgeschrieben werden und die man deshalb als Leader- und Trailersequenzen bezeichnet. Ein Strukturgen kann man definieren als die gesamte DNA-Sequenz, die in RNA transkribiert wird; der Teil der Sequenz, der tatsächlich in ein Peptid translatiert wird, ist das offene Leseraster.






Betrachten Sie noch einmal die Genkarte für Mycoplasma genitalium. Entsprechen die Pfeile, die mit MG001, MG002 usw. bezeichnet sind, den Genen oder den ORFs? ________

5. Eines der kleinsten ORFs von Mycoplasma genitalium ist MG174. Es codiert das kleinste Protein in den Ribosomen der Zelle. Seine vollständige DNA-Sequenz besteht nur aus den folgenden 111 Buchstaben:

atgaaggttagagcaagcgtaaaaccaatttgtaaagattgtaagatcatcaaacgtcac
cgcatcttaagggtgatctgcaaaaccaaaaaacacaagcaaaggcaagga

Wieviele Aminosäuren codieren diese DNA?______

Schreiben Sie die vollständige Aminosäuresequenz des Proteins mit den einbuchstabigen Abkürzungen auf.

_______________________________________________

Um zu überprüfen, ob Sie es richtig gemacht haben, klicken Sie in der Genkarte von Mycoplasma genitalium auf den Pfeil für MG174.

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